spatenstichIm Spätsommer des Jahres 1713 brachte der Fuhrmann Martin Heinze zusammen mit dem Besitzer der Karrenmühle (unterhalb von Rittersberg) mit einem Pferdewagen Getreide aus Böhmen nach Pobershau und verkaufte es. In Böhmen wütete damals aber eine schlimme, ansteckende Krankheit, die Pest. Sie wird mittels Bakterien durch Flöhe übertragen und geht mit hohem Fieber, starkem Erbrechen und schwarzen Beulen auf der Haut einher. Meist endet sie tödlich. Das Getreide, das Martin Heinze nach Pobershau gebracht hatte, enthielt höchstwahrscheinlich solche Pestflöhe. Jedenfalls starb innerhalb weniger Tage die Familie eines Bergmanns, der das Getreide mit abgeladen hatte und kurz darauf noch weitere Personen an der Pest. Große Angst ging im Ort und im ganzen Sachsenland um, niemand begrub die Toten mehr. Viele Bewohner von Pobershau wollten in die Wälder fliehen. Daraufhin wurde Bericht an die Landesregierung nach Dresden erstattet, die sofort einen Beauftragten, den Kammer- und Bergrat Wichmannshausen, in das Schloss Wolkenstein entsandte. Er veranlasste von dort aus bald alle Maßnahmen, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Dazu gehörte, dass die Orte Rittersberg und Pobershau durch Soldaten von der Außenwelt abgeriegelt wurden, dass bei Todesstrafe niemand die pestinfizierten Häuser unerlaubt verlassen durfte, dass zwei Pestärzte die Versorgung der Kranken übernahmen und diese nach besten Kräften mit Lebensmitteln versorgt würden. In dieser Zeit erhielt Pobershau - die Versorgung der Pestkranken und der übrigen Einwohner machte das nötig - auch zum ersten Mal einen eigenen Pfarrer: Johann Christoph Kratzsch (1665-1723). Seine vordringlichste Aufgabe war, so heißt es in seiner Dienstanweisung, „das liebe Gebet". Der Wunsch entstand, in Pobershau ein eigenes Gotteshaus und regelmäßige Gottesdienste zu haben. Immerhin bewirkte dies, dass von 1719 an vier Mal im Jahr im Gasthaus zum Erbgericht (heute Sporthotel) zunächst durch den Zöblitzer Diakon, später durch den Pobershauer Lehrer Gottesdienste gehalten wurden.