Immer wieder wurde der Wunsch laut, dass Pobershau eine eigene Kirche haben sollte. Aber Jahrzehnt um Jahrzehnt ging ins Land, ohne dass man etwas erreichte. Es war im Jahre 1894, dass eine Petition von Pobershauer Einwohnern an den Gemeinderat Bewegung in die Sache brachte. Nach zwei ergebnislosen Sitzungen im April und Mai fasste der Rat am 12. Juni 1894 in Abwesenheit der Mitglieder Carl Ahner, Fürchtegott Albrecht, Karl Kraus und Oswald Gottschalk (offensichtlich waren darunter Gegner des Kirchenbaus) den Beschluss, bei der Kirchenbehörde die kirchliche Selbständigkeit und den Bau einer eigenen Kirche zu beantragen. Zähe Verhandlungen folgten. Besonders die Finanzen stellten ein großes Problem dar. Mehrfach wurde den Pobershauern vorgeschlagen, auf die Selbständigkeit und einen eigenen Pfarrer zu verzichten und nur eine kleine Kapelle zubauen. Für ein solches Gebäude liegen heute noch zwei Entwürfe von Woldemar Kandler vor. Doch stand dann so viel fest, dass nicht nur ein kleiner "Betsaal", sondern eine richtige Kirche gebaut werden müsste und dass diese ihren Platz auf dem Berg haben sollte. Immer wieder traten aber Verzögerungen ein. Im April 1902 war es endlich soweit, dass Heinrich Bilz, der Besitzer des Erbgerichts (heute Sporthotel), einen Teil seines Grundstücks preisgünstig verkaufen wollte. Als der von ihm genannte Preis den Gemeinderäten zu hoch erschien, war er sogar bereit, die zwei Scheffel Land, die zum Bau der Kirche und eines Pfarrhauses erforderlich waren, zu verschenken. Lediglich den "guten Mutterboden" wollte er zuvor abfahren. Architekt Woldemar Kandler aus Dresden- Klotzsche wurde beauftragt, einen Plan für eine größere Kirche zu zeichnen. Daraufhin entstand ein Entwurf für einen Kirchenbau im Stil des Neobarock, der auch vom Kirchenvorstand und von der Kircheninspektion genehmigt wurde. Bald aber regte sich Widerstand gegen den Bauplatz. Es gab Bedenken gegen eine Kirche auf dem Berg, sie sollte besser dort stehen, wo heute das Lebensmittelgeschäft Wagner sich befindet. Am 10.04.1903 richtete Karl Otto Börner deshalb eine Eingabe an die Kircheninspektion. Erhalten geblieben ist uns nur deren Antwort: "Wenn auch die Kirchenbehörde anerkennt, dass die Beschwerde dem berechtigten Wunsch kirchlich gesinnter Männer entsprungen ist, so darf sie doch damit nicht zurückhalten, dass verschiedene Punkte der Beschwerde teilweise sehr übertrieben erscheinen. So wird der Zugweg als ein Saumweg mit bedeutender Steigung, der keinen Schutz gegen Abgleiten gewährt, bezeichnet. Eben so sind die Behauptungen der Beschwerdeführer wegen Störung des Gottesdienstes durch den Sturm, wegen erhöhter Blitzgefahr, wegen Gefährdung der Täuflinge wegen Ausgleiten der Trägerinnen, wegen Nichtgebrauchsfähigkeit der Kirche während 4 Monaten nicht geeignet gewesen, den Eindruck zu erwecken, dass die Beschwerde in allen ihren Punkten durchaus ernst gemeint sei." So konnte dann am 15. Juni 1903 der erste Spatenstich zum neuen Gotteshaus gemacht und am 19. Juli 1903 der Grundstein gelegt werden. Die Maurer- und Zimmerarbeiten wurden dem leider während des Baus verstorbenen Baumeister Beer aus Chemnitz übertragen, der auch in einem nahe am Netzschuppenweg gelegenen, extra für den Kirchenbau eröffneten Steinbruch, die Steine dazu brechen ließ. Die Dachdeckung mit Schiefer übernahm Schieferdecker Meister Fuchs aus Zöblitz, die Kupfereindeckung des Turmes der Hofklempnermeister Türcke aus Dresden und die Steinmetzarbeiten die Fa. Lehnert aus Flöha, während die Tischler arbeitenden Werkstätten Weinhold in Olbernhau und Pappelbaum in Nossen überlassen wurden. Kunstglaser Urban aus Dresden schuf die Buntglasfenster. Bereits am 26. September 1903 konnte das Bauheben stattfinden und bis zum Wintereinbruch das Kirchengebäude im Rohbau fertig gestellt werden. Auch der Turm stand immerhin bis zur halben Höhe. Ab Frühjahr 1904 wurde der Bau mit dem Außenputz und der Fertigstellung des Turmes und schließlich der Innengestaltung weitergeführt. Nach einem gewaltigen Endspurt konnte am19. September 1904 die Glockenweihe und am 30. Oktober 1904 dann die Weihe der Kirche erfolgen.